Ich will in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft leben.«
Charles Dickens Ebenezer Scrooge - Eine Weihnachtsgeschichte
»Weihnachten bedeutet dort ständiges Essen…« sagen Freunde,
die einmal Weihnachten in England verbracht haben
In England ist zur Bescherung der Kinder Santa Claus alias Father Christmas üblicherweise mit dem Flugschlitten unterwegs, der von den Rentieren gezogen wird. Geführt werden die Tiere von Rudolph, dem Rentier mit der roten Nase. Die Figur des Santa Claus entstand aus den Geschichten um den Heiligen Nikolaus. Sie gelangten mit den niederländischen Auswanderern nach Amerika und tauchten in England um 1822 auf.
Typisch englische Weihnachtssymbole sind Stechpalmen und Mistelzweige, die an Deckenlampen oder Türrahmen aufgehängt werden. Mistelzweige galten schon immer als Friedenssymbole. Trafen sich zwei Feinde unter Misteln, so umarmten sie sich und gaben sich Mühe, ihren Streit zu begraben. Wer heute unter einem Mistelzweig steht, muß es sich gefallen lassen, geküßt zu werden (ob er will oder nicht…)
In vielen englischen Familien ist es heute üblich, einen Weihnachtsbaum aufzustellen. Dessen Kerzen sollen aber erst am Weihnachtsmorgen, wenn man die Geschenke auspackt, angezündet werden.
Der 24. Dezember (Christmas Eve) ist ein ganz normaler Tag in England. Es wird noch nicht gefeiert. Erst am Abend hängen die Kinder Ihre Strümpfe auf und am Morgen des 25. (Christmas day) finden sie darin schon einige Kleinigkeiten. Dann gehen alle zum Tannenbaum, die darunter liegenden Geschenke werden dann (am besten noch im Schlafzeug).
Tagsüber beginnt dann der Besuchsmarathon: man taumelt von Haus zu Haus und isst und isst… es wird ‚Gregor‘ der typische britische Turkey aufgetischt (mit gerösteten Kartoffeln und/oder Pastinaken). Hinterher gibt es Plumpudding, eine Mischung aus Kuchen und Pudding, die sich ewig hält. Irgendwo im Pudding ist eine Münze versteckt, wer sie findet, dem soll sie Glück bringen (oder aber einen abgebrochenen Zahn). Auf dem Tisch liegen zur Dekoration Christmas Crackers, das sind Knallbonbons mit Papierhütchen darin. Die Hütchen setzt man sich dann auf den Kopf, während man isst.
Am 26. Dezember (Boxing-Day) kommt das öffentliche Leben vollkommen zum Erliegen, die Leute taumeln von Besuch zu Besuch und von Essen zu Essen… Traditionell werden an Boxing Day Spenden in Form von Geld oder Geschenken an wohltätige Organisationen, Bedürftige und Dienstleistungsangestellte überreicht. Der Tag stammt aus dem Mittelalter, ein genauer Ursprung ist nicht überliefert. Er könnte entstanden sein, weil Lords und Ladies in England ihren Bediensteten Geschenke (boxes) zu Weihnachten übergaben. Eine andere Möglichkeit ist, daß der Tag von Priestern geprägt wurde, die ihre Kollekte (charity boxes) am Tag nach Weihnachten öffneten, um den Inhalt den Armen zu spenden.
mit freundlicher Genehmigung © Heinz Bornemann
Jeder kann es kaum erwarten
in jedem Jahr die Weihnachtskarten
doch man vergisst bei dem Genuss
dass man auch selber schreiben muss.
Darf dabei niemanden vergessen
und so beginnt das große stressen
den ganzen Tisch voll Weihnachtskarten
kann nun die Schreibarbeit ja starten.
Draußen rieselt leis der Schnee
mir tut die Hand schon langsam weh
schreib weiter nicht ideenreich
der Text ist leider immer gleich.
Nachdem sie alle abgeschickt
man plötzlich aber doch erschrickt
liest Schwiegermutters Post beim Essen
die habe ich doch glatt vergessen.
Seit den Uranfängen des Christentums dienen Carols dazu, die ehrlichen Empfindungen und schlichten Ideen einfacher Menschen auszudrücken. Sie bildeten von jeher ein Gegengewicht zum schwereren, anspruchsvollen Kirchenlied. Carols sind meist fröhlich und direkt. Häufig erzählen sie Geschichten, christliche, vorchristliche, einige mit exotischem oder folkloristischem Inhalt.
Die tiefe Verwurzelung in der volkstümlichen Tradition hat ihr Überdauern durch die Jahrhunderte gesichert. Weder die Turbulenzen der geschichtlichen Ereignisse noch die rasante Entwicklung musikalischer Trends, konnten den beliebten Christmas Carols etwas anhaben.
Ursprünglich wurden Carols nicht nur gesungen, sondern es wurde dazu auch getanzt. Tanzen war aber im Mittelalter durch die Kirche verpönt, deshalb erlosch dieser Zusammenhang mit der Zeit, allerdings nicht vollständig. Heute gehört es zu vielen Carols wieder untrennbar dazu.
Bis ins 14. Jahrhundert hatte sich das Carol singing in ganz Europa durchgesetzt. Obwohl es von der Kirche nicht gern gesehen wurde, breiteten sich diese Lieder immer weiter aus. Es entwickelten sich ständig neue Kombinationen von alten Melodien und neuen Versen, oder anders herum. Diese Lieder lebten vom Spaß an der Spontanität.
Allerdings bedeutete Carol nicht automatisch auch Weihnachtslied. Neujahr, Ostern und alle weiteren Festtage des christlichen Jahreslaufes wurden mit Carol singing begangen. Einige Carols konnten auch das ganze Jahr hindurch gesungen werden. Erst seit dem 19. Jahrhundert werden diese Lieder ausschließlich mit dem Weihnachtsfest in Verbindung gebracht.
In der viktorianischen Zeit entstand, zugleich mit einer neuen Begeisterung für alte Traditionen, in England die Sitte, in der Vorweihnachtszeit in Gruppen von Haus zu Haus zu ziehen, und eben diese alten Carols zu singen und zu spielen.
Auch heute noch hängen die Briten mit Liebe an ihren Carols und weder Eis noch Schnee können die unerschrockenen großen und kleinen Sänger und die Musikanten mit den roten Nasen und klammen Fingern, daran hindern, die alten Melodien erklingen zu lassen.
Da bleibt dann kein Auge trocken und gerne werden sie zum Aufwärmen in die Stuben geholt und an einem Glas Punsch und etwas Mince Pie läßt man es natürlich auch nicht fehlen.
18. Dezember 2024 | aktualisiert im Dez 2024 | 5.001 Betrachter