Einen Tag zurück Heute ist der 11. Dezember einen Tag vor

»Massenunterhaltungen sind moderne Krippenspiele,
an denen zwar keine Heiligen,
aber dafür sehr, sehr viele Ochsen und Eseln teilnehmen.«
 Ernst Ferstl

Früher war mehr Lametta
Viele haben es noch erlebt: Die verschlossene Tür, die verhängten Fenster. Das Glöckchen. Der Duft leicht angesengter Tannenzweige. Und schließlich der Anblick des wie mit Gold überzogenen Christbaums. Unvorstellbar, dass das Lametta gefehlt hätte.

Lametta (wörtlich übersetzt Metallblatt) besteht aus schmalen, dünnen, glitzernden Metallstreifen und ist ebenso wie Rauschgold ein traditioneller Weihnachtsschmuck für den Weihnachtsbaum und auch für Adventskränze. Lametta schmückt und symbolisiert am Weihnachtsbaum Eiszapfen.
Als Grundstoff wurde früher traditionell Stanniol verwendet, das geschmolzen, gegossen, gewalzt und in sehr schmale Streifen geschnitten wurde. Die Bezeichnung Stanniollametta geht auf die lateinische Bezeichnung stannum für Zinn zurück. Stanniollametta kann einen Anteil Blei als Kern enthalten, um das Gewicht des Lamettas zu erhöhen und es schöner hängen zu sehen. […]

So steht es bei Wikipedia. Inzwischen scheint Lametta irgendwie aus der Mode gekommen, aber ich erinnere mich noch, wie sorgsam mein Vater früher die Glitzerfäden versuchte vom Weihnachtsbaum herunterzunehmen, damit man sie im kommenden Jahr noch verwenden könnte. Heute schmückt man den Baum nicht mehr so, wie es der Vater noch getan hat, oder wie Opa Hoppenstedt sagte…
Früher war mehr Lametta.

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Zu Bethlehem, da ruht ein Kind
Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848)

Zu Bethlehem, da ruht ein Kind,
Im Kripplein eng und klein,
Das Kindlein ist ein Gotteskind,
Nennt Erd’ und Himmel sein.

Zu Bethlehem, da liegt im Stall,
Bei Ochs und Eselein,
Der Herr, der schuf das Weltenall,
Als Jesukindchen klein.

Von seinem gold’nen Thron herab
Bringt’s Gnad und Herrlichkeit,
Bringt jedem eine gute Gab’,
Die ihm das Herz erfreut.

Der bunte Baum, vom Licht erhellt,
Der freuet uns gar sehr,
Ach, wie so arm die weite Welt,
Wenn’s Jesukind nicht wär’!

Das schenkt uns Licht und Lieb’ und Lust
In froher, heil’ger Nacht.
Das hat, als es nichts mehr gewußt,
Sich selbst uns dargebracht.

O wenn wir einst im Himmel sind,
Den lieben Englein nah,
Dann singen wir dem Jesukind
Das wahre Gloria.

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Das Kind in der Krippe
von Elfriede Becker

christmaslight.gif»Beeile dich, Margaret, sonst wird es zu spät!« sagt Sally und setzt ihren Hut auf.
»Ich bin schon fertig,« sagt Margaret uns legt den Pelz um den Hals. Die beiden alten Schwestern gehen in die Kirche. Jeden Tag im Dezember gehen sie in die Kirche. Sie stehen lange Zeit vor der Weihnachtskrippe und beten. Diese Krippe ist aber auch eine ganz besondere Krippe. So eine Krippe gibt es nur in Texas, sonst nirgends auf der Welt. Sie steht in einer Nische. Die Figuren sind so gross wie richtige Menschen. Heute ist Weihnachstabend.
Es ist schon ganz lange dunkel draussen. Nur wenige Menschen sind jetzt in der Kirche. Vorn am Altar knien drei Frauen. Eine Frau sitzt in einer Bank. Ein Mann geht durch den Mittelgang nach vorne. Sally geht zuerst zur Nische. Margaret muss zurück bleiben. Eine junge Frau huscht an ihr vorbei zum Ausgang. Sie hält das Kopftuch vor das Gesicht und läuft rasch hinaus.
»Wo bleibst du, Margaret?« sagt Sally.
»Ich bin schon da!« sagt Margaret. Die beiden alten Schwestern stehen allein vor der Krippe. Sie falten die Hände. Da schreit Margaret auf… »Schau! Sally! Das Kind, es ist schwarz!« Und sie klammert sich an ihre Schwester.
Das Kind beginnt zu weinen. Es zappelt und schreit. Die kleine Stimme verhallt in der Kirche. »Es weint! Es ist lebendig!« flüstert Sally voll Entsetzen. rm-angel46.gifSie packt ihre Schwester am Arm uns zerrt sie aus der Kirche. Vor dem Tor schreit sie »Das Kind! Das Kind in der Krippe! Es ist schwarz!«
Zwei Männer gehen vorbei, sie zögern ein wenig, schütteln die Köpfe und gehen weiter. Eine alte Frau kommt aus der Kirche. Sie hört nicht hin. Eine Dame geht mit ihrem Hund vorbei. Sie plaudert mit dem Hund.
»Komm!« sagt Sally und zerrt ihre Schwester weiter. »Wir gehen zur Messnerin, sie muss Ordnung schaffen!« Es dauert lange bis die Messnerin mitgeht. Sie begreift nichts. Endlich stehen die drei Frauen vor der Krippe. Wirklich! Da liegt ein schwarzes Kind in der Krippe und weint.
»Schrecklich! Ein schwarzes Kind in der Krippe!« flüstert Sally und deckt die Hände vors Gesicht. Margaret wendet sich ab und murmelt »Ein Negerkind! So eine Schande!«
Die Messnerin sagt »Es ist höchstens 5 oder 6 Tage alt…«
Sie nimmt das Kind aus der Krippe, steckt es unter ihre Jacke und trägt es in ihre Wohnung. Sie gibt ihm zu trinken, wickelt es in ein warmes Tuch und bringt es zur Kinderfürsorgestelle. Die Fürsorgerin schreibt alles auf, was die Messnerin erzählt. Dann sagt sie: »Wahrscheinlich hat die Mutter nichts zu essen und keinen Platz für die Kleine.«
Um das alles kümmern sich die beiden Schwestern nicht. In der Kirche ist wieder alles in Ordnung. In der Krippe liegt das richtige Kind, eine Puppe, gross wie ein echtes Baby, rosig und blond. Die beiden Schwestern knien nieder und beten.
Dann gehen sie nach Hause um Weihnachten zu feiern…

11. Dezember 2024 | aktualisiert im Dez 2024 | 4.597 Betrachter