Sie träumen von schönen Sachen und von dem Weihnachtsbaum.«
Robert Reinick - Die Nacht vor dem heiligen Abend
Die Tage sind nun grau und schwer,
weil Hoffnung sich verliert.
Die Seele wird ganz müd’ und leer,
das Herz ist bang und friert.
Das Warten auf Glückseligkeit
ist eitel, dumm und kläglich.
Der Mensch sucht Schutz in dieser Zeit,
und sucht er ihn vergeblich.
Drum hüte die Vergangenheit,
die Jugend, die verschwunden,
und denke an die Weihnachtszeit,
die dich einst wärmt’ für Stunden.
(c)Terry Redlin – His first Homecoming
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle mal erwähnen, dass dieses Bild als Nummer 5 Teil einer gemalten Geschichte in 7 Bildern ist. Diese Geschichte erzählt das Leben eines amerikanischen Jungen und dessen Familie vom ersten Freund übers erste Date, den ersten Abschied, das erste Nachhausekommen und schließlich dem letzten Abschied… nachzulesen (leider nur in Englisch) unter ‚An American Portrait‚
von Howard D. Fencl ©1992
Ich habe einen Lastwagen mit Weihnachtsbäumen gesehen, und jeder Baum hatte seine eigene Geschichte. Der Fahrer stellte sie alle der Reihe nach auf und bot sie zum Verkauf an. Erst hing der Fahrer glitzernde Weihnachtslichter auf und dann ein Schild mit der Aufschrift: »FRISCHE WEIHNACHTSBÄUME.«
In Rot hieß es dort: »FRISCHE WEIHNACHTSBÄUME ZU VERKAUFEN.« Dann goß er sich eine Tasse heißen Kakao aus seiner Thermosflasche ein und wartete. Es fing zu schneien an, als die erste Familie im Auto ankam.
Mutter, Vater und ein kleiner Junge, der höchstens drei Jahre alt sein konnte, stiegen aus dem Auto aus und fingen an, nach dem perfekten Weihnachtsbaum zu suchen. Der Junge lief die Reihen auf und ab und atmete dabei die Luft tief ein.
»Es riecht nach Weihnachten, Mutti! Es riecht hier überall nach Weihnachten!«
»Ich möchte einen riesig großen Baum haben! Einen Baum, der zwanzigtausend Meter hoch ist! Einen Baum, der über unser Haus hinausreicht! Einen Baum, der bis in den Himmel geht! Der Baum muß SO groß sein, daß das Christkind erstaunt anhält und sagt: DAS ist ja der schönste Weihnachtsbaum, den ich am ganzen Heilig Abend gesehen habe!«
Sie schienen sich jeden Baum Hunderte von Malen anzusehen; der Vater schüttelte an den Bäumen, befühlte sie und betrachtete sie von allen Seiten; er wollte die perfekte Tanne finden.
»Ich habe ihn gefunden, Mutti! Dieser Weihnachtsbaum ist der Beste von allen! An einer Stelle ist er ein bißchen kahl, aber die drehen wir zur Wand hin! Die Baumspitze schmücken wir mit dem Engel von Oma! Oh, können wir ihn nicht kaufen? Bitte, Mutti, BITTE! Oh, können wir ihn nicht JETZT kaufen?«
»Möchtest du nicht eine Tasse schönen heißen Kakao?« fragte der Mann, dem der Weihnachtsbaumstand gehörte.
Er schraubte den Deckel von seiner Thermosflasche ab und sagte: »Das ist jetzt GENAU das Richtige!« Er goß den dampfend heißen Kakao in drei kleine Papierbecher ein. Sie stießen miteinander an und wünschten sich »Frohe Weihnachten!« und tranken ihren Kakao aus.
»Den Baum hast du dir ausgesucht?« fragte der Mann.
»Diese Tanne hier ist am besten!« Der Junge schien traurig… »Mein Vater sagt, der Baum ist einfach zu teuer für uns.«
»Trotzdem – Frohe Weihnachten!« sagte der Mann und verschnürte den Baum. »Er gehört dir, wenn du nur ein Versprechen während der Weihnachtszeit einhältst: Wenn du am Heiligen Abend schlafen gehst und dein Abendgebet sagst, mußt du aus tiefstem Herzen versprechen, daß du dich stets über Weihnachten freust. Und nun geh nach Hause! Dieser eisige Wind färbt dein Gesicht schon ganz rot! Und bitte deinen Vater darum, daß er den Stamm beschneidet und dem Baum Wasser gibt!«
Und so ging es den ganzen kalten Abend weiter. Der Mann gab einen Baum nach dem anderen an alle Leute, die zu seinem Stand kamen. Sie tranken ihm mit Kakao in den kleinen Papierbechern zu und versprachen, sich stets von ganzem Herzen über Weihnachten zu freuen. Dann fuhren sie, Weihnachtslieder singend, im Dunkeln davon. Zum Schluß war nur noch ein einziger Baum übrig, aber niemand war da, der ihm ein Zuhause geben konnte.
Der Mann zog seinen roten Anorak an, setzte seine Kapuze auf und schleppte diesen letzten Weihnachtsbaum in den Wald hinaus. In der Kälte stellte er die Tanne an einem kleinen Bach ab, so daß sich die einsamen Tiere im Wald darum versammeln könnten.
Er lächelte, während er etwas Schnee aus seinem Bart schüttelte, da aus dem Unterholz ein Rentier hervorkam. Er streichelte den großen Kopf des großen Rentiers und sagte:
»Es sieht ganz so aus, als ob wir die Weihnachtszeit wieder erfolgreich eingeläutet hätten. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns und noch sehr viel mehr zu tun! Laß uns jetzt erst mal nach Hause gehen, mein lieber Freund, und dann wieder von neuem anfangen!«
Er sah gen Himmel und hörte Glocken läuten – und dann war der Mann mit den Weihnachtsbäumen in einem einzigen Augenblick verschwunden!
Robert Reinick (1805-1852)
Die Nacht vor dem Heiligen Abend,
da liegen die Kinder im Traum.
Sie träumen von schönen Sachen
und von dem Weihnachtsbaum.
Und während sie schlafen und träumen,
wird es am Himmel klar,
und durch den Himmel fliegen
drei Engel wunderbar.
Sie tragen ein holdes Kindlein,
das ist der Heilige Christ.
Es ist so fromm und freundlich,
wie keins auf Erden ist.
Und wie es durch den Himmel
still über die Häuser fliegt;
schaut es in jedes Bettchen,
wo nur ein Kindlein liegt.
Es freut sich über alle,
die fromm und freundlich sind,
denn solche liebt von Herzen
das liebe Himmelskind.
Heut schlafen noch die Kinder
und sehen es nur im Traum.
Doch morgen tanzen und springen
sie um den Weihnachtsbaum.
23. Dezember 2024 | aktualisiert im Dez. 2024 | 3.274 Betrachter