Briefe vom Weihnachtsmann
Für die Kinder von J.R.R. Tolkien war der Weihnachtsmann nicht nur deshalb so besonders wichtig und aufregend, weil er ihnen am Heiligen Abend immer die Strümpfe mit Gaben füllte – er schrieb ihnen auch jedes Jahr einen Brief. Darin erzählte er ihnen mit Worten und Bildern von seinem Haus and seinen Freunden und von all den lustigen oder schlimmen Dingen, die sich am Nordpol ereigneten.
Für die Kinder von J.R.R. Tolkien war der Weihnachtsmann nicht nur deshalb so besonders wichtig und aufregend, weil er ihnen am Heiligen Abend immer die Strümpfe mit Gaben füllte – er schrieb ihnen auch jedes Jahr einen Brief. Darin erzählte er ihnen mit Worten und Bildern von seinem Haus und seinen Freunden und von all den lustigen oder schlimmen Dingen, die sich am Nordpol ereigneten.
1920 schickte J.R.R. Tolkien zum ersten mal einen Brief vom Weihnachtsmann an seine Kinder und beginnt damit eine Tradition, die noch weitere 20 Jahre dauern sollte.
1939 wurde der letzte Brief geschrieben. Seine 3 Söhne sind zu dem Zeitpunkt fast erwachsen. John ist 22, Michael 19, Christopher 15 und Priscilla ist 10 Jahre alt. Veröffentlicht wurden die Briefe erst 1976, (drei Jahre nach Tolkiens Tod) von Tolkiens Schwiegertochter Baillie, der Ehefrau von Christopher.
Meist fand man den schneebestäubten Umschlag, der die Freimarken der Nordpolpost trug, am Morgen nachdem der Weihnachtsmann dagewesen war, irgendwo im Haus. Manchmal brachte ihn auch der Postbote; und Briefe, die die Kinder selbst an ihn schrieben, verschwanden einfach vom Kamin, wenn gerade niemand im Zimmer war.
Ich habe in diesem Jahr schrecklich viel zu tun – wenn ich daran denke, zittert mir die Hand noch ärger als sonst, und sehr reich bin ich diesmal auch nicht. Es haben sich nämlich schlimme Dinge ereignet, und von den Gaben bin einige ganz verdorben, und ich habe den Nordpolarbären nicht dazu gekriegt, dass er mir half, und genau vor Weihnachten habe ich auch noch umziehen müssen. Ihr könnt euch also vorstellen, wie es hier aussieht, and nun wisst Ihr auch, warum ich eine neue Adresse habe.
Das alles kam so: An einem sehr windigen Tag im November wurde mir meine Zipfelmütze vom Kopf geblasen; sie flog davon und blieb an der Spitze des Nordpols hängen. Der Nordpolarbär kletterte, obwohl ich ihm sagte, er solle es bleiben lassen, bis zu der dünnen Spitze hinauf, um die Mütze zu holen – und das hat er auch geschafft.
Aber der Nordpolturm ist mitten entzwei gebrochen und auf das Dach meines Hauses gefallen, und durch das Loch, das er gemacht hat, fiel der Nordpolarbär ins Esszimmer, mit meiner Zipfelmütze auf den Nase, und der ganze Schnee fiel vom Dach ins Haus herein und ist geschmolzen und hat sämtliche Feuer ausgelöscht und lief auch in die Keller hinunter, wo ich die Gaben für dieses Jahr zusammengelegt hatte, und der Nordpolarbär hat sich ein Bein gebrochen.
Das ist jetzt wieder heil, aber ich habe ihn so ausgeschimpft, dass er sagt, er will mir nie wieder helfen. Ich glaube, er ist ernstlich beleidigt, aber bis zum nächsten Weihnachtsfest gibt sich das wieder. Ich schicke euch hier ein Bild von dem Unglück und von meinem neuen Haus, das hoch auf den Felsen über dem Nordpol steht (es hat herrliche tiefe Felsenkeller).
Wenn John mein zittriges altes Gekritzel (1925 Jahre alt!) nicht lesen kann, soll er seinen Vater dransetzen. Wann wird denn Michael lesen lernen und mir auch mal selbst einen Brief schreiben? Alles Liebe euch beiden und Christopher, der einen richtigen Christfestnamen hat.
Natürlich ahnten die Kinder nach einigen Jahren, dass nicht tatsächlich der Weihnachtsmann, sondern ihr Vater hinter den Briefen steckte, aber dennoch freuten sie sich jedes Jahr auf den Brief. Denn wenn sie den schneebstäubten Umschlag, der die Freimarken der Nordpolpost trug, am Weihnachtsmorgen irgendwo im Haus fanden, begann für die Tolkiens eine besinnliche Zeit.
Aber genau diese Besinnlichkeit scheint in der heutigen Zeit immer mehr profanen Angelegenheiten zu weichen. Job, Studium, Schule, Konsumrausch oder Geschenkebesorgungsstress vertilgen oftmals die Zeit, die dem Staunen, der Neugier, der Vorfreude, der Ruhe und Besinnung im Kreise seiner Lieben gewidmet sein sollte.
Habt ein zauberhaftes Weihnachtsfest mit vielen glücklichen, Kraft spendenden Momenten, die Euch vielleicht zumindest für einen kurzen Augenblick zurück in Eure Kindheit entführen, um Weihnachten als das wahrnehmen zu können, was es sein sollte: Das Fest der Liebe, der Nähe und der Herzenswärme. Und denkt immer dran: Die Währung des Nordpols sind Küsse!
Di., 24.12. 2024, 01:39 Uhr | Tags: brief, england, post, santa claus, tolkien
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